Ich hatte die letzten Jahre des Öfteren das Vergnügen, diese Giganten besuchen zu dürfen. Sie faszinierten mich immer wieder, daher fing ich an mich mehr für die Buckelwale in der Dominikanischen Republik zu interessieren. Hier also eine kleine Auswahl meiner gesammelten Informationen, dem tatsächlich Erlebten und einigen ganz eigenen Interpretationen.
Megaptera …. Wie bitte?
Die lateinische Bezeichnung Megaptera novaeangliae bedeutet „der mit den großen Flügeln aus Neuengland“. Georg Heinrich Borowski, ein deutscher Naturforscher aus Königsberg, hat ihm diesen Namen 1781 gegeben. Ob der Herr Borowski mit dem gleichnamigen, bekannten Tatort Kommissar verwandt ist, kann ich nicht sagen 😉 Aber wer diese einzigartigen Tiere einmal in freier Wildbahn erleben durfte, versteht sofort warum er sie so genannt hat.
Der Buckelwal gehört zur Familie der Furchenwale, Unterordnung Bartenwale. Er hat also keine Zähne sondern Barten, die bis zu einem Meter lang werden und von dem Oberkiefer nach unten wachsen.
Machen wir mit dem Aussehen der Buckelwale in der Dominikanischen Republik weiter.
Die Durchschnittliche Länge beträgt 13m bis maximal 18m. Ausgewachsen sind sie zwischen 25 und 40 Tonnen schwer und es sieht aus, als würden sie unter Wasser einfach so schweben. Es beeindruckt mich, wenn ich sehe wie elegant sie sich mit diesem massigen Körper bewegen.
Oben fast schwarz unten heller bis weiß. Je nach Population variiert die Körperfarbe leicht.
Flanke nennt sich die seitliche Bauchregion. Sie ist eher heller. Auf ihr und auf der Unterseite findet man hellbraune kuchentellergroße Erhöhungen und auch Narbengewebe. Es entsteht durch Seepocken. Eine Krebsart, die sich ab dem Erwachsenenalter nicht mehr weiterbewegt und dann irgendwie mit dem Wal verwächst. Wenn sie abstirbt entstehen diese Narben.
Flipper nennt man die riesigen weißen Seitenflossen. Sie bemessen zirka ein Drittel der Körperlänge. Es sind im Verhältnis die längsten von allen Walen.
Das Rosturm ist die Schnauze mit vielen Hautverdickungen auch Höcker genannt. Jede Verdickung ist mit einer einzelnen dicken Borste versehen. Man vermutet, dass es ihnen hilft ihre Umwelt noch besser wahrnehmen zu können.
Wie wir an unserer Nase, so hat auch der Buckelwal 2 Löcher. Allerdings heißen sie Blaslöcher und liegen ziemlich zentral auf dem Kopf. Diese sind beim Auftauchen sehr gut vom Boot aus zu sehen. Die ausgeatmete Luft des Wales ist mit Wasser gesättigt. Es ist also nicht ausschließlich das Meerwasser, welches mit hoch spritz, wenn ein Wal ausatmet. Dies sei nur erwähnt, falls ihr bei einer Walbeobachtung etwas davon abbekommt, dann wisst ihr was es ist 😉
An der Unterseite befinden sich 12 bis 14 Kehlfurchen vom Kinn bis zum Bauchnabel. Dadurch ist er in der Lage sich sehr stark auszudehnen zum Beispiel beim Fressen, wenn er einen großen Teil eines Heringsschwarms mit samt dem Wasser in seinem Maul aufnimmt. Das Wasser drückt er wieder raus und die Fische verfangen sich in seinen Barten. Da kann an einem einzelnen Tag schon mal eine Tonne Fisch zusammenkommen. Die Buckelwale in der Dominikanischen Republik jagen und fressen übrigens im nördlichen Atlantik. Zum Thema Essen und Ausdehnen wollte ich an dieser Stelle eine kleine Anspielung auf einige All Inklusiv Gäste machen. Aber das verkneife ich mir lieber, könnte eventuell geschäftsschädigend sein 😉 Außerdem bin ich auch ein ziemlich guter Esser. Die Buckelwale fressen ausschließlich in den Polarmeeren. Das heißt auf ihrer Reise in die Winterquartiere und zurück nehmen sie keine Nahrung zu sich. Dabei verlieren sie ein Drittel ihres Körpergewichts.
Die gigantische hintere Flosse bezeichnet man als Fluke, sie hat am hinteren Rand ein Zackenmuster, das man bei den Beobachtungstouren sehr gut sehen kann. Forscher nutzen unter Anderem die Einzigartigkeit dieses „Musters“ bei jedem Tier um sie besser unterscheiden zu können.
Solltet ihr bei einer Tour das große Glück haben, einem Buckelwal direkt ins Auge schauen zu können, macht euch nichts daraus, wenn ihr danach etwas emotional werdet. Das passiert Vielen. Sie sind schon viel länger auf unserer Erde als wir und wissen und verstehen sicherlich viel mehr davon, als wir uns überhaupt vorstellen können. Sie können über 80 Jahre alt werden, sind mit 5 Jahren geschlechtsreif und mit 15 Jahren voll ausgewachsen.
Es gibt 15 Buckelwal Populationen. Die verschiedenen Populationen aus den südlichen und nördlichen Eismeeren haben keinen Kontakt zueinander. Alle haben Eines gemeinsam, sie leben in den Sommermonaten in den kalten Fisch und Krill reichen Regionen im Norden und Süden unseres Planeten. In den Wintermonaten wandern sie in die wärmeren Regionen um sich zu paaren, oder zu gebären. Genau das passiert jedes Jahr hier bei uns in der Dominikanischen Republik in der Bucht von Samana. Da sie immer wieder zum Ort ihrer Geburt zurückkommen, können wir davon ausgehen, dass die Buckelwale in der Dominikanischen Republik alle echte Dominikaner sind.
An dieser Stelle ein Gedanke über das Beobachten der Buckelwale in der Dominikanischen Republik an sich.
Ich gehe davon aus, dass alle Wale in unserer Bucht die Motorengeräusche dort gewohnt sind. Die meisten kennen sie seit ihrer Geburt. Sie verstehen also, dass von diesen Geräuschen keine Gefahr ausgeht. Ich bin allerdings der Meinung, dass wenn wir sie fragen könnten, ob wir sie stören. Sie uns höflich aber bestimmt bitten würden zu verschwinden. Wenn man aber weiß, dass es von diesen sanften Riesen im 19ten Jahrhundert noch zirka 125.000 Exemplare gab und ihr Bestand durch den brutalen Walfang auf ein paar 1000 bis in die 1950er Jahre reduziert wurde, sollte jedem Bewusst sein, dass sie fast komplett aus unseren Meeren verschwunden waren. Man jagte sie, um Öl aus ihnen zu machen um die Städte zu beleuchten.
So etwas darf nie wieder passieren, darum geben wir uns Mühe das Bewusstsein unserer Gäste zu Gunsten der Buckelwale in der Dominikanischen Republik und weltweit zu öffnen. Es ist nur ein kleiner Beitrag, aber es passiert auf der ganzen Welt. Und wenn dann durch die Medien geht, dass China wieder anfangen möchte Buckelwale zu jagen, bewegt sich vielleicht der Ein oder Andere und schaut mal was er dagegen tun kann. Es kann natürlich auch passieren, dass man sich nach so einer Tour wieder mehr Gedanken um den Schutz unserer Meere macht.
1946 wurde die IWC, die Internationale Walfang Kommission gegründet. Seit 1960 erholt sich der Bestand wieder. Heute gibt es ca. 60.000 Buckelwale weltweit. Seit 1966 steht der Buckelwal unter Artenschutz. Ist aber auf der Liste der Bedrohten Tier mittlerweile als wenig bedroht eingestuft. Seit 1986 ist es weltweit verboten Wale zu jagen. Es gibt Sonderregelungen. Japan, Norwegen und Island jagen noch Wale angeblich aus Wissenschaftlichen Gründen. Die USA, Australien und Neuseeland haben früher Wale gejagt und sind heute Beschützer.
Ihr natürlicher Feind ist der Schwertwal / Orca. Es hat zwar noch nie jemand einen Angriff auf einen Erwachsenen Buckelwal gesehen. Aber Narben weisen darauf hin.
Bekannt sind die Buckelwale für ihre spektakulären Sprünge. Männchen und Weibchen springen gleichermaßen und ich durfte schon des Öfteren mitanschauen, wie sich selbst die Kleinsten, nur ein paar Wochen alt, artistisch durch die Meeresoberfläche schrauben. Das Singen ist allerdings nur den Männer vorbehalten. Mit einer Lautstärke bis zu 190 Dezibel ziehen sie durch die Meere. Und jetzt kommt das Erstaunliche. Es sind nicht nur wahllos aneinander gereihte Laute, ganz im Gegenteil. Forscher haben über Jahrzehnte herausgefunden, das die Männchen einer Population immer das gleiche Lied singen. Es kommen lediglich jedes Jahr neue Strophen hinzu, dafür werden einige weggelassen. Was das für eine Intelligenz voraussetzt kann sich jeder selbst denken. Bis heute hat man 622 verschiedene Laute aufgenommen, das mach mal nach 😉
Die Buckelwalkuh ist ein Jahr schwanger. Das passt natürlich genau zum Zyklus des Reisens in die wärmeren Winterquartiere. Sie kann alle 3 Jahre ein zirka 4 Meter langes Baby zur Welt bringen. Ein paar Wochen alt sind sie neugierig und voller Energie. Das kann man bei den Ausflügen oft beobachten. Sie tauchen an verschiedenen Seiten des Bootes auf und es scheint, als möchten sie mit uns spielen. Sie trinken bis zu 200 Liter Muttermilch pro Tag. Die Milch ist sehr dickflüssig und wird dem Kleinen direkt ins Maul gepumpt. Es braucht also nicht zu saugen. Sie bleiben ein Jahr bei der Mutter. Die Stillzeit beträgt bis zu 10 Monate. Sie werden dabei oft von einem Bullen begleitet, der Beschützer. Ob er auch der Vater ist weiß man nicht.
Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Wenn ich mir einen Orca, Delphin oder andere Wale anschaue, fällt mir sofort auf wie hübsch und perfekt diese Tiere sind. Und wenn man etwas bauen möchte, was unter Wasser fahren soll, dann könnte man sich dort bestimmt einiges abschauen. Der Buckelwal hingegen mit seinen Seepocken und Höckern auf der Nase….. Und wieso ist der Oberkiefer so schmal? Ist das da wirklich das Auge? Selbst seine langen Seitenflossen sehen etwas so aus, als seien sie falsch rum angebaut. Sie sind einfach Einzigartig und ich finde sie wunderschön. Ich glaube, dass geht jedem so, der Glück hatte sie einmal zu sehen.
Ich würde mich freuen, euch auf einer Tour zwischen Mitte Januar und Ende März begrüßen zu dürfen. Und wer weiß, wenn ihr interessiert seid, erzähle ich euch noch etwas mehr aus dem spannenden und zum großen Teil noch unerforschten Leben dieser sanften Riesen der Weltmeere.
Sonnige Grüße Lars